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IN MEMORIAM: Loretta di Lelio-Corelli  &  Star-Tenor Franco Corelli

 

 

LORETTA DI LELIO-CORELLI

Italienischer Sopran, Gesangspädagogin, Belcanto-Expertin

 

 

 

 

Ein Leben für die Italienische Sangeskunst und ihren Mann, der Tenorlegende Franco Corelli

 

  • * 1918 in Montecatini Terme, † 2013 in Milano
  • Italienischer Sopran und Gesangsmeisterin des Belcanto,
  • Loretta di Lelio wurde von ihrem Vater, einem bekannten
  • italienischen Bass der Mailänder Scala, sängerisch ausgebildet

 

Die Tochter des berühmten Bass Umberto di Lelio – an der Scala in den 20iger bis 40iger Jahren – und Ida Rosellini, starb nach längerer Krankheit am 10. Januar 2013.

Auch Loretta di Lelio sang wie Franco Corelli neben den ganz Großen, darunter Mario Fillippeschi und Tito Gobbi.

Seit ihrer Kinderzeit nannte sie Toscanini einen nahen, väterlichen Freund, mit dem sie gern zusammenkam.

Seit 1941 sang sie Opernpartien des italienischen Sopranfachs mit perfekt ausgefeilter Belcanto-Gesangtechnik, die sie von ihrem Vater erlernt hatte.

 

Vater Umberto di Lelio war als Sänger an der Mailänder Scala eine bekannte Sänger-Kapazität, dazu als Gesangspädagoge in seiner Doppelfunktion vor allem von den Scala-Kollegen und Gesangsgrößen Italiens verehrt und hoch geschätzt.

 

Und selbstverständlich ließ es sich Vater Di Lelio nicht nehmen, auch seine Tochter Loretta sängerisch auszubilden.

 

Von Kindesbeinen an lauschte Loretta di Lelio also den Gesangsstunden ihres Vaters, der vielen Sängern unterschiedlichster Stimmgattungen zu problemfreien Gesangstechniken und Erfolgen verhelfen konnte. Tochter Loretta war wie in einer Lehre fast immer bei den Unterrichtsstunden dabei und allen Kollegen der Scala bekannt.

 

Tochter Loretta verfügte deshalb schon ungewöhnlich früh in Sachen Stimme über einen großen Erfahrungsschatz der väterlichen Unterweisung, eines stimm-bildnerischen Know-hows für den italienischen Kunstgesang – den Belcanto und das exzellente, analytische Ohr, das ein guter Gesangslehrer nun einmal braucht. Wie ihr Vater Umberto wurde auch Loretta später beides – Sängerin und Gesangs-Pädagogin.

 

Der herrlich klare Sopran Loretta di Lelios mit perfekter Belcanto-Gesangstechnik findet sich, neben anderen Belcanto-Arien der 40iger Jahre, auch auf italienischen Schellack-Schallplatten-Produktionen dokumentiert.

 

Loretta di Lelio-Corelli war für stimm-pädagogische Kapazität und ihren Fähigkeiten der schnellen Hilfe bei Stimmkrisen oder -problemen in damaligen Insiderkreisen bekannt.

Auf diese Weise ergab es sich, dass auch die Sänger-Kollegin ihres Mannes, die legendäre Sopranistin Maria Tebaldi, auf die Künste Loretta di Lelios vertraute und mit Hilfe von Loretta di Lelio sich von einer akuten Stimm-Krise erholte.

Loretta di Lelio gastierte als Sopran an vielen Bühnen Italiens und kannte, auch durch ihren Vater, Theater-Business und Sänger-Welt Italiens wie kaum ein anderer junger Sänger.

Dazu kamen erste Erfahrungen in der Opernfilm-Branche.

Sie erfreute sich jenen absolut sicheren „Auges“ hoher, sängerischer Fach-Kompetenz und Einschätzungsvermögens, das für Sängerberuf und Karriere äußerst wichtig war.

 

1952 begegneten sich beide, Franco und Loretta, bei ihren Bühnen-Engagements.

Bei Ciléas “Adriana Lecouvreur” begann ihre zunächst kollegiale Freundschaft, die zu Liebe werden konnte. Loretta brachte Franco Corelli zu sängerischen Höchstleistungen von Beginn an – als Coach und Trainerin, Beraterin, Unterstützerin, Managerin und rechte Hand.

 

Als Ehefrau begleitete sie ihren Mann Franco auf den Gastspielreisen um die Welt.

Seine Welt-Karriere wurde zu ihrer Lebensaufgabe, indem sie auf ihre eigenen Karrierepläne zu Gunsten seiner Sängerkarriere verzichtete.

Sie wurde zum verlässlichen und wesentlichen Teil seines unvergleichlichen Erfolgs.

 

Loretta di Lelio-Corelli war eine starke, couragierte und bewundernswerte Frau, die für ihren Mann da war und sein wollte …  über seinen Tod hinaus … bis zu ihrem letzten Tag.

 

 

 

IN MEMORIAM FRANCO CORELLI

Internationaler Star-Tenor und Belcanto

Legende

In Italien:  “IL RÉ DEI TENORI“ – „König der

Tenöre“

 

 

 

 

 

 

 

 

Künstlerische Noblesse – mitreißende Brillanz

 

  • * 1918 in Ancona, † 2003 in Milano , Tenorlegende
  • vor seiner Gesangslaufbahn wurde er Schiffsbau-Ingenieur
  • Corelli studierte am Konservatorium von Pesaro und Mailand
  • Mit seiner einzigartig strahlenden Stimme im Fach des Spinto-Tenors machte er Weltkarriere

 

Bekannt wurde Corelli vor allem als Spinto-Tenor des italienischen und französischen Opernrepertoires, insbesondere von Verdi, Donizetti, Puccini, Leoncavallo, Mascagni, Giordano, Massenet, Bizet und Zeitgenossen.
Ob in seiner legendären Rolle als “Jahrhundert-Chénier”, als Don José in Carmen, Manrico im Troubadour, als Calaf in der Oper Turandot neben der legendären dramatischen Sopranistin Birgit Nilsson, Radames in Aida neben der unvergesslichen Leontyne Price oder als Poliuto an der Seite von Maria Callas – die klangvolle Strahlkraft seiner Stimme, das Ebenmaß seiner fundierten Gesangstechnik, seine feinfühlige Musikalität und die außergewöhnliche Ausstrahlung seiner Persönlichkeit machten seine Auftritte zu atemberaubenden, stimmlich nahezu „akrobatischen“ Sternstunden italienischer Gesangskunst.

 

Corelli war einer der größten Sänger überhaupt – eine Tenor-Legende von Weltruhm und qualitativer Einzigartigkeit.
Nach seinem Debüt 1954 an der Mailänder Scala folgten internationale Auftritte u.a. in Covent Garden, London, Arena di Verona, Hamburg, an der Metropolitan Opera New York, wo er von 1961 bis 1975 in 368 Auftritten regelmäßig zu hören war.

 

Corellis stupend hohe sängerische Leistungsfähigkeit und sängerische Intelligenz stand darüber hinaus in Verbindung mit einem, besonderes für das italienische, dramatische Tenorfach seltene Erscheinungsbild einer eleganten, großgewachsenen Statur – in der Summe die Garantie für ein überwältigendes Opernerlebnis – eines Ohren- und Augenschmaus’.

 

Einzigartig war die Summe seiner Eigenschaften und sängerischen Fähigkeiten einer qualitativen „Dichte“, wie sie bei Tenören selten zu finden sind.

 

Kenner bewunderten Corellis sängerische Qualität wegen:

  • seines kupferfarbenen, samtenen und baritonal-warmen Stimmtimbres,
  • der „diamantenen“ Strahlkraft des Stimmklanges,
  • einer stimmlich außergewöhnlichen Brillanz,
  • seines nicht enden wollenden Atems bei großen Linien,
  • einer stupenden Energie seiner höchsten Töne mit scheinbar endlosen Schlusswirkungen,
  • die Hochleistungsfähigkeit seiner Spitzentöne,
  • die Zuverlässigkeit seiner atemberaubend strahlenden mühelosen Höhe zu jedem Zeitpunkt und in jeder gewünschten Tondauer,
  • der Tenor, bei dem „opern-sängerisch“ einfach alles stimmte.

 

Bei all den Superlativen wurde seine emotionale Botschaft der Tonaussage niemals verdeckt und der Mensch Corelli blieb erfassbar.

So ein „Qualitäten-Kanon“ erwuchs nur aus einer besonderen Begabung, dem Resultat seiner einzigartigen Gesangstechnik, eines speziellen gesangs-technischen Know-hows alter italienischer Gesangsschule.

 

Zu den hörbaren Feinheiten aus der Sicht des wahren „Kenners“:

  • sein baritonal-„samtenes“ Stimmtimbre als Tenor
  • seine absolut sichere, strahlende Höhe mit einmaliger Präsenz
  • die brillante Tonqualität „von Ebenmaß“, stimmtechnisch – immer brillant und makellos geführt
  • seine Tonproduktionen von allerhöchster Qualität,
  • Strahlkraft und Brillanz bei ausgeglichener Resonanz in allen Lagen,
  • sein extrem kontrollierter Tonausgleich,
  • seine stupende, unforcierte Tondynamik verband sich mit einer uneingeschränkten Modulierbarkeit und höchster Strahlkraft in allen Lagen
  • das An- und Abschwellen der Töne war perfekt und noch in den allerhöchsten Lagen möglich
  • Neben heldenhaften Nuancierungen existierte die Fähigkeit zu einer musikalisch ehrlichen Interpretation, eines persönlichen, nahbaren Tons, der den Sänger und den Charakter der Rolle        musikalisch erfahrbar macht – das sängerische Empfinden war auch noch in den höchsten Lagen        emotional transparent und erkennbar – d.h. jeder Ton Corellis konnte „berühren“.

            Was für ein Künstler und was für eine großartige Leistung!

 

Corelliis physisches und musikalisches Naturell verband sich optimal mit seiner Belcanto-Stimmtechnik – rein “unplugged” und ganz selbstverständlich – d.h. seine Gesangsqualität war so gut, dass technische Hilfsmittel ohnehin überflüssig gewesen wären. Seine Leistungen waren live immer vollpräsent, also auch bei Live-Auftritten „on stage“ – der Ton “saß” immer.

Sein stimmliches Niveau war einmalig in der stupenden Leistungsfähigkeit und der extrem hohen Qualität, wie es in der Zeit des technisch limitierten Standes rein „analoger“ Technik nur sein konnte.

 

Die heutigen, „schnellen Möglichkeiten“ digitaler Technik wie Entfremdungen, verstärkendes „Miking“, „In-ear-Monotring“ oder ausgleichende Schnellkorrekturen von Spitzentönen durch Backstage-Cover bei Live-Auftritten existierte in der Klassischen Aufführungskultur bis Anfang der 90iger Jahre nicht. Man war einfach nicht so weit …

 

Bei Corelli, Bastianini, Callas & Sänger-Zeitgenossen entstand der Ton unmittelbar – in einer qualitativen 1:1-Übertragung (Bei Corelli zu hören in der historischen Live-Aufnahme der  Oper „Poliuto“ von Donizetti mit Maria Callas)

Franco Corelli lebte viele Jahre in New York.
Ständig wachsender, viel zu hoher Anforderungsdruck und ein noch viel höherer Erwartungsdruck gegenüber der eigenen Leistungsfähigkeit, die bei jedem Auftritt mindestens bestätigt, wenn nicht sogar überboten werden sollte, ergaben maximalen, erschöpfenden Stress – kein seltenes Phänomen bei einem Künstler von Weltrang, wenn man sich einmal daran erinnert, was die Sopranistinnen-Legende Maria Callas in diesem Zusammenhang ertragen musste.

1976 zog sich Corelli viel zu früh von der Bühne zurück.

 

Corellis Lebenspartnerin Loretta di Lelio-Corelli, italienischer Sopran und Belcanto-Spezialistin, war seine wichtigste Stütze.

Als Managerin und Gesangs-Coach stand sie ihm entschlossen zur Seite – bis zuletzt. Nach längerer Krankheit starb die Spinto-Tenor-Legende Franco Corelli am 29. Oktober 2003 in Mailand.

 

Was nur ganz Wenige wissen, aber letztlich im Ton erfahrbar ist:

hinter diesem phänomenalen Sänger und Weltstar verbarg sich ein zugewandt liebenswürdiger und eher zurückhaltender Mensch.

 

 

Schluss-Betrachtung und Appell:

Den Kritikern, die ihren vermeintlichen „Sachverstand“ des Operngenres lediglich durch „Anlesen“ erworben haben …,

 

  1. sollten ihre Selbstvermarktung vor fachliche Seriosität stellen …
  2. sich mit „Ursache-Wirkungs-Irrtümern“ in Unkenntnis sängerischer Praktiken ohne Kenntnis der italienischen Schule „herumplagen“ …
  3. sich bis zur Lächerlichkeit ohne ausreichend fachliche Profundität als sogenannte Kenner „aufspielen“… egal ob
  • zum Verkauf eigener Schriften „gezwungen“ …
  • lobbyistisch durch einen Medien-Konzern gestärkt oder nicht …

 

All jenen „Meinungs-Machern“ von Sänger-Nachschlagwerken, die ihren persönlichen Geschmack ohne ausreichenden fachlichen Background zur Allgemeingültigkeit erklären wollen sowie nur an ihrem „Selbst-Marketing“ interessiert zu sein scheinen als an fachlicher Seriosität … sei geradeaus sowie entschieden gesagt ..:

 

Franco Corellis sängerische Leistungsfähigkeit war – allein aus dem Aspekt der Gesangstechnik heraus betrachtet – absolut   s e n s a t i o n e l l  !

 

Bezogen auf die mögliche Kapazität eines italienischen Spinto-Tenors war die Stimmleistung Corellis das Optimum, das live je im italienisch-dramatischen Tenor-Fach der Oper überhaupt in entsprechender Qualität und ohne jedes technische „Vehikel“ hörbar sein konnte!

 

Neben dem menschlich-emotionalen Verlust ist die Lücke des kostbaren Erfahrungsschatzes beider Corellis – als Sänger, Gesangspädagogen und Menschen – vor allem für das Niveau

der klassischen Gesangskultur und Opern-Fachwelt nicht zu ermessen!

 

FRANCO CORELLI und ganz besonders seiner Frau, LORETTA DI LELIO-CORELLI – in außerordentlicher Bewunderung und mit herzlichem Dank !!!